Über 60 Jahre ist es her, dass man die Ersten Felszeichnungen, Rock-Art (Felsmalereien) in Nordgriechenland gefunden hat und so manche Wissenschaftler und Archäologen haben sie als von geringer Bedeutung katalogisiert. Doch die neuen Funde in Philippi (Regionalbezirk Kavala) lassen an der Wichtigkeit dieser Felszeichnungen keinen Zweifel mehr. Jäger, Reiter, Rehe, Fuchse, Speere und Bogen, Boote und verschiedene Werkzeuge, Menschenabbildungen - manchmal nur von wenigen Zentimetern Größe -, öffnen uns das Fenster der Vergangenheit und lehren uns das Denken unserer Vorfahren.
Die Felszeichnungen wurden an acht verschiedenen Plätzen gefunden, der größte Teil an drei benachbarten Felsen in der Nähe des Kirchleins Profitis Ilias in Philippi. Zum ersten Mal wurden sie 1981 von dem Höhlenforscher Kostas Ataktidis entdeckt und von dem Geologen Lazaros Chatzilazaridis katalogisiert.
Die Felszeichnungen sind Werke der Thraker und datieren zwischen Ende der Bronzezeit und Anfang der Eisenzeit.
Die drei Felsen R1 (1,85 x 1,75 m), R2 (3,35 x 1,50 m) und R3 (7,70 x 1,8 m) bilden miteinander ein Dreieck, wo bis heute ca. 300 Zeichnungen gefunden wurden. Die meisten Zeichnungen zeigen mehrere Reiter, die aber mit verschiedener Technik graviert wurden. Die Vielfalt der verschiedenen Schwerter, Bögen, Lanzen und Äxte befürworten die These, dass es sich bei den Abbildungen um die Felszeichnungen eines kriegerischen Volkes handelt. Fast immer sind die Reiter mit Lanzen, Bogen und Pfeilen bewaffnet. Mehrere Tierabbildungen von Pferden, Vögeln, Füchsen, männliche und weibliche Rehe, Schlangen und eines Wildschweins beherrschen das Bild der drei Felsen.
Die Zeichnungen wurden im Felsen eingeritzt. Die Kerben dieser Felszeichnungen sind gut sichtbar und im Endstadium weisen sie eine erstaunliche Perfektion auf. Erst wurde eine kleine Zeichnung gemacht, mit Punkten in kleinen Abständen, und danach wurden die Punkte miteinander verbunden, so dass langsam die endgültige Form zur Erscheinung kam. Die Tiere haben alle vier Füße, ein eiförmiges Auge, wenn es dargestellt wird und die männlichen Abbildungen werden mit dem Phallussymbol dargestellt. Zwei Sonnen mit 18 und 14 Strahlen erinnern an Symbole der Zeit des Philipp II, König von Makedonien und Vater des Alexanders des Großen.
Wenn man die Felszeichnungen analysiert, wird sichtbar, dass der Platz, an den die Felsen liegen, ein heiliger Platz der Thraker war. Hier war wahrscheinlich eine der Kultstätte des von den Thrakern als Held, Reiter, Arzt und Kulturstifter verehrten Stammvaters “Thrakas”.
Die Erforschung der Gegend wurde noch nicht abgeschlossen, da immer noch neue Felsen mit Zeichnungen ans Tageslicht kommen. Doch die UNESCO, die seit 1984 die Felszeichnungen in der Welt katalogisiert, um eine Weltkarte zu gestalten (https://whc.unesco.org/en/rocktart/) hat an diesen Felszeichnungen, die in Philippi gefunden wurden, großes Interesse gezeigt.
Um die Felszeichnungen zu besichtigen folgen Sie der Provinzstraße zum Dorf Filippi, sie befinden sich im Gebiet „Profitis Ilias“ 100 Meter nordöstlich vom Eingang der Siedlung. Sie suchen nach dem niedrigen Holzzaun, der sie umgibt. Indem Sie ein wenig Wasser auf ihre Oberfläche gießen, können Sie die Kerben dieser Felszeichnungen besser unterscheiden.
